Montag, 8. August 2011

Die Fachschaft 09

Fast jeder Fachbereich hat eine Fachschaft; manche Fachbereiche haben sogar mehrere Fachschaften und genauso gibt es Fachschaften ohne Fachbereich. Doch worin unterscheidet sich die Fachschaften Jura von der Fachschaft Medizin? Und was genau macht eigentlich eine Fachschaft?
Um Licht ins Dunkel zu bringen, muss man hoch hinaus …

Es rütteln die Fenster in den obersten Höhen des A-Turmes der PhilFak; dunkles Linoleum bedeckt den Boden des kleinen Raumes, den einige eng beieinander stehende Möbel beinahe komplett ausfüllen; die Wände sind gespickt mit bunten Plakaten, die von Weihnachtsmännern, Blumen oder farbigen Vierecken geziert werden. Die Aussicht – angeblich das Beste an der PhilFak – ist durch klappernde Rollos verdeckt.
ein Teil der Fachschaft 09 im Phil-Fak-Turm
Es ist einer der wärmsten Tage des Jahres und hier, im siebten Stock, ist die Hitze erdrückend und schweißtreibend zugleich. Kaffee läuft stockend und röhrend durch den Filter einer blauen Kaffeemaschine, die auf einer Bank steht. Neben mir steht ein Pappplakat von Mesut Özil und Miroslav Klose, aber auch sie erstarren in ihrer doch so euphorischen Haltung, so, als wären auch sie nicht in der Lage, ihre Bewegung zu Ende zu führen. Den Aufsteller hatte die Fachschaft während der letzten Orientierungswoche (im Unijargon: OE) von eifrigen Erstsemestern geschenkt bekommen.

Es ist 18.00 Uhr an einem Mittwochnachmittag und somit Treffpunkt für die Fachschaft des Fachbereichs 09: Germanistik und Kunstwissenschaften. Vor mir sitzen Eric Buhse, Fabian Eggert, Lydia Rückert, Aron Pannwitz, Christina Wehnert und Theresa Herz. Heute sind sie nur zu sechst; es mag an der Hitze liegen, die in diesen Tagen die Stadt und wohl auch einige Studierende lahm legt, dass sie nicht vollzählig sind. Wenn jedoch alle zwölf versammelt sind, bilden sie die größte Fachschaft des Fachbereichs 09, bestehend aus Germanisten, Linguisten und angehenden Medien- und Kommunikationswissenschaftlern.

Während Eric am Schreibtisch sitzt und per Mausklick das Programm der heutigen Sitzung verliest, sitzen die anderen Fachschaftsmitglieder auf Stühlen oder Sesseln und kommentieren die Tagespunkte.

Wie viele andere Fachschaften organisiert auch die Fachschaft des Fachbereich 09 die obligatorischen Studentenparties, von denen die zahlreichen Plakate im Raum herrühren. Dreimal im Jahr wird eingeladen - zur Orientierungswoche, zu Weihnachten und einmal im Sommer. Stammtische an jedem ersten Mittwoch im Monat verkürzen das Warten bis zur nächsten Party und bieten Möglichkeiten, die Fachschaft und ihre Unternehmungen besser kennenzulernen.

Wo alles beginnt: die Phil-Fak
Und doch ist es damit nicht getan: Der eigene Studiengang beeinflusst und lenkt auch das Tun der Fachschaft. So haben sie zum Beispiel in regelmäßiger Häufigkeit Schreibwettbewerbe auf die Beine gestellt. Zusätzlich organisieren sie  jedes Jahr die einführende OE zu Beginn des Studiums. Allein im letzten Jahr waren es vierhundertfünfzig Erstsemester, die sie auf das kommende Universitätsgeschehen vorbereiteten und denen sie somit den Einstieg ins Studentenleben erleichterten.

Dabei ist die OE oft gleichzeitig der Einstieg für das fachschaftliche Engagement. Gerade deshalb ist sie für die Zwölf von großer Bedeutung, denn wie jedes Jahr werden auch in diesem Sommersemester einige von ihnen ihren Abschluss machen und Marburg möglicherweise verlassen - umso wichtiger, den Fortbestand der Fachschaft zu sichern.

Denn auch mit zwölf Mitgliedern an der Zahl können sie nicht alle ihre Vorhaben verwirklichen, und so scheitert die Durchsetzung vieler Projekte nicht an den Mitteln, sondern an den Helfern oder an der eigenen Bekanntheit: „Die meisten wissen einfach nicht, dass ihr Fachbereich überhaupt eine Fachschaft hat“, sagt Lydia Rückert. „Eine unglaublich große Zahl der Germanisten studiert Lehramt, und viele von ihnen kennt man kaum.“ 
Dennoch wissen die Zwölf ganz genau, welche Veranstaltungen sie anbieten würden, bestünde die Fachschaft nur aus Einigen mehr: von einem Film- oder Kleinkunstfestival ist die Rede oder auch davon, die Studentische Tagung der Sprachwissenschaft nach Marburg zu holen.

Gerade erst haben sie der Fachschaft des Studienganges Kunst, Musik und Medien bei der Organisation des alljährlichen Sommertagstraums, einem künstlerischen Sommerfest, mitgeholfen. In den vergangenen Wochen konzentrierten sie sich auf die Hochschulwahlen. Das passende Plakat dazu hängt bereits im Fachschaftsraum und wird mir von Eric erklärt: „Wir haben versucht, so viele Studierende wie möglich zu den Wahlen zu bewegen. Viele nehmen die Wahlen nicht wahr und verstehen auch nicht, dass sie mit ihrer Stimme Dinge wie das Studententicket unterstützen und weiterhin möglich machen.“
Und nach den Hochschulwahlen?
Da wurde gegrillt, bevor es in die Prüfungsphase ging. Denn bei allem, was die zwölf Fachschaftsmitglieder tun, sind sie vor allem immer noch eines: Studierende

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