Montag, 30. Mai 2011

Schön ist der Hafen in Marburg

"Ein Hafen ist ein natürlich oder als Hafenanlage künstlich geschützter Uferbereich für die Schifffahrt, meist durch ein System von Hafenbecken, Anlegestellen, Kais, Hafenmauern und Molen gebildet. 
Echter Marburger: Seemannsbart und Fisch im Arm
Man unterscheidet zwischen Schutzhafen oder Heimathafen (engl. harbour), und Fährhafen oder Handelshafen (engl. port). Wichtigere Häfen haben eigene Verkehrsanbindungen, zum Beispiel einen Eisenbahnanschluss, der bei großen Anlagen einen eigenen Hafenbahnhof besitzt, oder eine eigene Autobahnanbindung. Die Nutzung der Hafenanlagen ist in der Regel entgeltlich und wird im Hafentarif berechnet."

… heißt es in einem bekannten Online-Lexikon. Dieser Definition folgend, gerät man leicht ins Grübeln, wenn man an das vergangene Wochenende und sein Motto denkt. Sicherlich, Definitionen lassen, - eben weil definiert - nicht sonderlich viel Platz für Ausführungen oder Sonderfälle. Doch selbst, wenn man beide Augen zudrückt und wohlwollend die Lahn betrachtet, selbst dann wird man zu dem Schluss kommen, dass diese Stadt nicht über einen Hafen oder ein Hafenbecken verfügt.

Ich sehe ein, dass Flüsse immer schon ein wichtiger Transportweg für Waren und fahrende Händler waren, weshalb ich die Assoziation mit einem Hafen durchaus nachvollziehen kann, aber pingelig wie der Deutsche nun mal ist, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass die Lahn erst ab der Höhe Lahnau und Wetzlar-Dutenhofen als Bundeswasserstraße ausgewiesen ist. 
Karibik in Hessen: Marburg-Beach
Nun muss man dagegen halten, dass das Hafenfest nicht einfach so aus dem Boden schoss; nein, es gibt eine Vorgeschichte, die nämlich im letzten Jahr ihre Wurzeln hat: unter dem Motto „Marburg an die Lahn“ fand es schon im vergangenen Jahr statt und aufgrund der hohen Beliebtheit erfuhr es nun am 28. Und 29. Mai 2011 ein Revival.
Und schön war es ja auch; kleine Buden und Stände reihten sich um die Luisa-Haeuser-Brücke, an denen man Fischbrötchen (!) und Crêpes erwerben konnte; auf der Flussbühne und entlang der Lahn boten sich die verschiedensten (interaktiven) Möglichkeiten zur Unterhaltung, und für alle, denen selbst das zu viel Eigenbeteiligung war, gab es ja noch den kurzen Abschnitt Marburg-Beach mit echten Palmen, Liegestühlen und falschem Sand. 

Doch das Programm kann sich in diesen Tagen tatsächlich sehen lassen; schon ab 14.oo Uhr kann man sich entlang der Lahn treiben lassen und musikalische wie kreative Höhepunkte erleben. Die Flut von Besuchern erscheint allerdings erst gegen Abend, als eine Beatles-Coverband (ReCartney) mit original Pilzköpfen die Songs der vier Liverpooler zum Besten gibt. Jung und alt schunkeln dabei wie es sich der Nichthafenbewohner von einem echten Hafenleben vorstellt. 
Ganz entgegen der Shanty-Kultur tritt die Ska- und Reggaeband Jaya the Cat ab halb zehn auf der Flussbühne auf, zu deren entspannten Tönen es einige Menschen sogar ins Marburger Hafenbecken zieht. Zum Glück gibt es für jene Wasserratten die Besatzung der DLRG, die jene Wagemutigen recht bald an Bord ziehen.

Ein lustiger Moderator in Kapitänskostüm unterhält dabei die Massen mit feschen Sprüchen, die das studentische Publikum zu Buh-rufen animiert. Der Captain kontert schlagfertig: „Ich heiße Bo, nicht Buh“ – und eine noch größere Woge von Zurufen lässt ihn nach Luft ringen.
Kurz vor Mitternacht taucht schließlich das Feuertheater Funkenschlag auf und verzaubert die Massen, die auf den Brücken und den Lahnterrassen oder auch am Ufer stehen. 
Am folgenden Sonntag weckt die Jazz-Combo The Swinging Wodka Lemon Gang die Anwohner des Erlenrings. Poetry Slam und Ruhrpott-Rapper Fard folgen.

Jaya the Cat: Samstagabend in Marburg
Rückblickend war das Marburger Hafenfest tatsächlich eine schöne Idee; und dennoch stößt man sich leicht an dem Begriff des Hafens, - nicht etwa an dem Einfall, ein Fest zu feiern, nein, den Spaß will ich hier niemandem verbieten. Doch die Sache mit dem Hafen hängt mir stark nach.. Es ist verständlich, wenn der REWE italienische oder spanische Wochen hat; aber einen Hafen ans Flussufer zu quetschen und eine Marburger Seemannsidentität zu bilden, halte ich an dieser Stelle für übertrieben. Wasserstraße hin oder her, der nächste Hafen – und sei es nur der Duisburger Binnenhafen – ist mehr als 270 km entfernt, ganze 400 km trennen uns von Hamburg.
Ein einfaches Lahnfest hätte es auch getan, und den Marburger Lokalpatriotismus gestärkt (wenn das denn der Gedanke war, der dahinter steckte). Trotz allen Einwänden bleibt jedoch zum Schluss zu sagen: eine wirklich schöne Idee.

1 Kommentar:

  1. Also ehrlich gesagt - ich war traurig als ich unsere schöne Lahnwiese Buden, Fahrgeschäften und Bierständen gesehen habe. So wie das Lahnufer ist, ist es doch viel schöner, lädt Nachmittags zum entspannen ein und abends (wenn es das Wetter denn zulässt) zum feiern. Okay, Jaya the Cat sind gut, aber die sehe ich mir dann doch lieber im KFZ an. Ihr habt euren Marktfrühsshoppen, lasst uns doch wenigstens das schöne Lahnufer! C'est tout, bon nuit.

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