Donnerstag, 2. Juni 2011

Homo homini aenigma

Die Feiertagspanik 

Der Mensch ist ein Jäger, ein Sammler, ein Wesen, das vorausdenkt und hortet, - ganz besonders an Feiertagen ...
Da überkommt uns nämlich diese Panik, dass wir einen ganzen Tag lang nicht in der Lage sein werden, Nahrung einzukaufen; und irgendwie macht uns das ganz wirr im Kopf. 
Das, was uns jede Woche in Form eines langweiligen Sonntags erscheint, bringt uns unter der Woche so durcheinander, dass es zum Futtereklat kommt; und dann bilden sich elend lange Schlangen von hortenden Menschen dort, wo der konsumierende Bürger eigentlich ganz locker an die Aufbackbretzeln kommen soll.  
Der homo oeconomicus auf Feiertagsstreifzug
Dabei hat auch ein ganz normaler Feiertag wie der heutige recht legitime vierundzwanzig Stunden, die meistens schneller vergehen, als es uns lieb ist - und wir werden uns wundern, wie schnell die Türen der Supermärkte uns wieder offen stehen. 

Der Mensch, in all seiner Fortschrittlichkeit und Mobilität, - das Wesen, das bereits die Welt und auch den Mond bereiste - wird nervös, verfällt in alte Verhaltensmuster und hortet wie ein Neandertaler seine Brötchen, sobald ein Feiertag den gewöhnlichen Wochenverlauf durchkreuzt. Bis zu zwanzig Kilo Fleisch werden da gekauft, volle Einkaufswagen reihen sich endlos aneinander und Wartezeiten von mehr als fünfzehn Minuten werden in Kauf genommen, in denen uns noch etliche Dinge einfallen, die wir vergessen haben.

Was uns beruhigt ist die Tatsache, dass es sich bei der plötzlichen Auslebung unserer homo-oeconomicus-Eigenschaften um ein Massenphänomen handelt. Sicherlich ist diese Beruhigung relativ, denn wenn wir fünfzehn Minuten für zwei Liter Milch aufbringen müssen, dann stört es uns an dieser Stelle wieder recht gewaltig, dass sich fünfzig andere Menschen ebenfalls ihrer Feiertagspanik hingaben.  

Was ist los mit uns, dass wir so schnell rot - oder schwarz? - sehen?  
Es mag ein verborgener Trieb der Urzeit sein, vielleicht aber auch ein Verhalten, das erst im 21. Jahrhundert möglich bzw. ermöglicht wurde. "Wild" ist die Angelegenheit der Feiertagspanik keineswegs - und doch in höchstem Grade verwunderlich. 
Man bleibt sich selbst das größte Rätsel.

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