Sonntag, 10. Juli 2011

Drei Tage Marburg - warum nicht mehr?


Marburg im Sommer ist etwas ganz besonders Schönes. 
Es ist schöner als Marburg im Winter, es sei denn man befindet sich in der außerordentlichen Situation, dass man (1) die Wohnung für etwa vier Monate nicht verlassen muss, (2) über einen unbezahlten Essenslieferanten und (3) eine intakte Standheizung verfügt.
Traut man sich doch vor die Tür und in die schneebedeckte Dunkelheit des Tages hinaus, dann kann das Bummeln über weihnachtliche Märkte und der teils exzessive Verzehr von gebackenen Früchten oder dampfenden Kartoffeln schnell zur Hauptbeschäftigung einer ganzen Jahreszeit werden.

Im Sommer hingegen kann der gemeine Marburger nicht anders als die Wohnung zu verlassen; er muss den heimischen vier Wänden entfliehen.
Viel zu viel wird ihm geboten. 
Denn es ist Hauptsaison; Busse von Touristen schwappen an den Schlossberg wie Wellen an die Steilküste, alte und junge Herrschaften durchforsten die Oberstadt mit dokumentarischem Equipment, essen Eis im Steinweg, halten ihre Kameras auf die Architektur der Fachwerkhäuser und meinen: Student müsste man sein. 

Spaß im Getümmel: Mitternachtssnack am Schloss
Im Sommer gibt es in Marburg einen Hafen und ein ganzes Fest dazu, eine Flussbühne treibt verträumt auf der Lahn und am Erlenring wachsen fahrbare Käsefachgeschäfte über Nacht aus dem Boden. Stereotyp gekleidete Menschen mit Baskenmütze und Schnurrbart lassen mitten in Hessen französisches Flair aufkommen und verkaufen St.Nectaire, Comté und Tomme de Savoie.

Die Feierlichkeiten des vergangenen Wochenendes markierten möglicherweise den sommerlichen Höhepunkt im Marburger Aktivitätenkalender: 3 Tage Marburg hieß die Party, die größtenteils auf dem Schlossberg bzw. im Schlosspark tagte; in angenehmer Atmosphäre ließ man sich in einer Woge von Menschen an Schmuck-, Kleidungs- und Essensständen vorbeitreiben, während sich die Musik flötenspielender Gaukler mit den Klängen von Coverbands mischte.

Man hatte sich Gedanken gemacht an diesem Wochenende: Autos gab es zu gewinnen, Kinder wurden geschminkt, eine Hommage an die Blues Brothers gab es am Marktplatz zu bestaunen und ein Feuerwerk erstrahlte Philipps Schloss am Freitagabend.
Ganz selbstverständlich schoben sich die Massen der Studenten, Bewohner und Besucher kurz nach Mitternacht am Sonntagmorgen durch die Gassen und der sonst eher verwunschene Weg zum Sitz des Landgrafen glichen einem Ameisenhaufen.
Doch wer den Weg hinauf wagte, der wurde auch belohnt. 
Sogar das Wetter spielte mit und eine Woche vor Vorlesungsende badete der ein oder andere in der Vorfreude der anstehenden Ferien, während manch anderem selbst die dämpfende Wärme von Ohropax nichts brachte. An diesen Tagen – und Nächten – ist man froh, nicht in der Oberstadt zu wohnen. 

Mit viel Liebe wurde Drei Tage Marburg gestaltet und mag wohl gerade deshalb zu einer der schönsten Veranstaltungen im Marburger Sommer zählen. Nur eines störte an diesem wunderbar bunten Reigen von Ständen und Konzerten und Feuerwerken: der Name. 
Plakatierter Baum: Oft verwechselt
Tatsächlich klingt es für den Touristen ganz anders als für den in Marburg Wohnenden: denn ein Tourist mag durchaus drei Tage in Marburg verbringen, wir aber sind hier das ganze Jahr … Man mag es pingelig und übertrieben nennen, aber ich würde diesen Punkt an dieser Stelle gar nicht anbringen, wäre er mir nicht schon beim Marburger Hafenfest bitter aufgestoßen. 
Was ist da los? 
Denke ich an Rhein in Flammen oder an das Klavierfestival Ruhr, dann habe ich gleich eine gewisse Ahnung, was von Statten geht. Ganz bestimmt ist es auch geschickt, nicht gleich alles im Titel zu verraten, doch Drei Tage Marburg lassen mich zunächst ratlos. 
Sicherlich, eine Umbenennung ist müßig, denn sowohl das Marburger Hafenfest, als auch Drei Tage Marburg bringen nun schon eine gewisse alljährliche Häufigkeit mit sich, sodass eine Neubezeichnung dem Bekanntheitsgrad der Veranstaltung eher schadete als ihm zu dienen. Und doch: ein ähnlich simpler und doch vielleicht aussagekräftiger Titel hätte hier gepunktet; zumal es eher zweieinhalb Tage waren. 

Aber ich will mich auch nicht in Haarspaltereien verlieren, denn schön war Drei Tage Marburg allemal. So schön sogar, dass wir gerne mehr davon hätten.



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